Natürlich werden uns die Roboter und Algorithmen nicht ersetzen – es geht ja noch immer um den Menschen. Noch steckt ja die Person in Personalabteilung.
Aber ist es absurd zu glauben, dass die fiebrige Entwicklung von immer neuen Recruiting-Chatbots, Matching-Algorithmen, Terminierungs-Automaten und sogar die aus dem Newsletter-Marketing gelernte Campaignisierung des Recruitings den menschlichen Faktor zu sehr in den Hintergrund drängen? Mein allererster Chef, ein Pionier des Internets und Gründer einer der ersten digitalen Werbeagenturen, erzählte (im Jahr 2000) gern folgende Geschichte:
Als digitaler Vorreiter buche er natürlich alle seine Flüge stets online. Hotlines sind natürlich was für Dinosaurier! Bis eines Tages die Website der Fluggesellschaft down war und er notgedrungen doch zum Hörer greifen musste. Als er so am Telefon wartete und die Person am anderen Ende der Leitung seine Reisedaten eingab, hörte er ihre Tastatur klappern und da traf es ihn wie der Blitz: Flüge online zu buchen ist ja so, als würde die Fluggesellschaft einem die Tastatur rüber schieben und sagen „Mach doch selber!“
Und heute? Da zahlen wir bei den Fluggesellschaften extra, um „Premium-Service“ am Telefon zu bekommen – mit echter Person und so. Wird es eines Tages ein Unterscheidungsmerkmal in der Employer Value Proposition eines Unternehmens sein, dass echte Menschen meinen Lebenslauf lesen und mich interviewen?